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Blogpost aus Mora


2024-09-13

Die Prometheus-Sage - Teil 1


Die Prometheus-Sage

Vor Äonen endete der Ewigkeiten andauernde Krieg zwischen den alten Herrschern, den Titanen, angeführt von Kronos, und den neuen Herrschern, den Göttern des Olymp, angeführt von Kronos‘ Sohn Zeus. Das Alte musste dem Neuen weichen und wurde in die ewigen Tiefen des Tartarus verbannt, dessen Boden ein Mensch erst nach einem neuntägigen Fall erblicken würde. Die Welt, verbrannt von göttlicher Macht und Grausamkeiten, konnte sich nun langsam wieder erholen und zum Leben erwachen. Pflanzen nährten sich aus der von den göttlichen Schlachten hinterlassenen Asche und erblühten. Schon bald kamen die ersten Pflanzenfresser und kaum hatten sie sich mit den Pflanzen den Bauch vollgeschlagen, wurden sie auch schon von den ersten Raubtieren gerissen.
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Die neuen Herrscher hingegen erholten sich auf ihrem heiligen Olymp von den kräftezehrenden Kämpfen gegen die Titanen. Unter ihnen befand sich einer, der aber nicht zur Ruhe kommen konnte. Es war der willensstarke Prometheus, ein junger Titan, der dem Schicksal der alten Götter nur deshalb entkommen war, weil er sich auf die Seite der neuen Götter geschlagen hatte. Doch auch wenn er ein Mitstreiter gewesen war, so trauten ihm viele der neuen Götter nicht, denn er stellte als Vertreter des Geschlechtes der Titanen eine lebendige Erinnerung an die alte Herrschaft dar. Und der junge Titan selbst haderte mit der neuen Ordnung, denn der jetzige Göttervater Zeus begann, in seiner Art des Herrschens immer mehr seinen entthronten Vater Kronos zu ähneln.
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Als wieder einmal die offene Abneigung Prometheus entgegenschlugen, verließ er voller Bitterkeit den heiligen Berg und wandelte über die Erde. Nachdem er über unzählige Ländereien gerannt war, Berge bestiegen und Meere durchschwommen hatte, kam er in einer Lehmgrube zur Ruhe. Und er begann, sich einsam zu fühlen. Doch wo hätte er hingehen sollen, um Gesellschaf zu finden? Zurück zum Olymp wollte er nicht, zu tief saß noch der Groll. Die Tiere, die um ihn herum kreuchten und fleuchten, boten zwar durch ihr drolliges Gebaren etwas Zerstreuung, doch tiefgründige Gespräche konnte er nicht mit ihnen führen. Ohne sich groß Gedanken zu machen, begann er aus dem Ton erst eine Gestalt, deren Antlitz dem seinen glich, zu formen, dann eine zweite, eine dritte und ehe er sich versah, hatte er plötzlich eine Tonfigurenansammlung vor sich, die um die Tausend umfasste.
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Währenddessen hatte sich Athene, die Göttin des Krieges und der Weisheit, auf die Suche nach ihm begeben. Sie war eine der wenigen, die Prometheus mochten, denn er war wiederum einer der wenigen, dessen Voraussicht und Scharfsinn sich mit ihrem Intellekt messen konnte. Deshalb wusste sie auch, dass es dem jungen Titan stets nach geistreicher Gesellschaft verlangte, die er in freier Natur wohl kaum finden würde, weshalb es beunruhigend war, dass er so lange fern bleib, was wiederum Athene Sorge bereitete. Diese verschwanden, als sie ihn wohlbehalten in der Tongrube fand. Ja, sie musste sogar lachen, als sie ihn da so sehr grübelnd vor seiner Tonfigurensammlung sitzen sah. Dann aber bot sie ihm überraschend an, seinen Schöpfungen Bewusstsein und Verstand, die Saaten der Seele, einzuhauchen. Prometheus nahm freudenstrahlend ihr großzügiges Angebot an und so begannen die ersten Menschen, die Hellenen, zu leben.
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Unter den schützenden Händen der beiden Götter begannen die Hellenen, ihr Reich zu errichten, wobei sie eine prächtige Zwillingshauptstadt errichteten, die ihren göttlichen Eltern gewidmet wurde: Prometh-Athen. Über die Generationen hinweg nahm die Zahl der Hellenen zu, während ihre Städte und die Weiten ihrer Ländereien wuchsen. Damit erregten sie langsam, aber sicher die Neugierde der olympischen Götter, vor allem die des neuen Göttervaters Zeus. Dieser erkannte das Potenzial der Menschen und wollte sie sich deswegen untertan machen. Also verlangte er von Prometheus und Athene, die Hellenen in seine Obhut zu übergeben. Doch sie verweigerten sich, teils aus Stolz, teils weil sie Zeus nicht zutrauten, gerecht und weise das Schicksal der Menschen zu lenken. Dies kränkte stark den Stolz des Göttervaters und er überging kurzerhand den jungen Titanen und seine Tochter, indem er die Menschen direkt ansprach, enormen Reichtum und Wohlstand versprechend, wenn sie ihn als ihren höchsten Gott verehrten. Doch die Hellenen weigerten sich, womit sie den Zorn des Olymp auf sich zogen. Als Strafe verbat Zeus den anderen Göttern des Olymp, den Menschen ihre Gaben zu geben, was für die Sterblichen fatal war, denn so einfallsreich sie auch allein waren, es gab so vieles, das sie nicht wussten, aber brauchten, um ihr junges, zerbrechliches Reich zu erhalten. So sehr Prometheus und Athene es auch leugnen wollten, ohne die Gaben der Götter konnten ihre Schützlinge nicht gedeihen. Doch sicher würden die Hellenen auch verwelken, sollten sie sich unterwerfen müssen. Etwas musste getan werden, weshalb der junge Titan und die weise Göttin einen Plan ausheckten.

Der nächste Teil der Interpretation wird in zwei Wochen, am 27. September 2024, veröffentlicht.

Admin - 10:06:51 @ Mythen, hellenische Kultur | Kommentar hinzufügen