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Blogpost aus Mora


2024-01-26

Epios und Artemis - Teil 9

Entschuldigung. Dieser Teil hat sich aufgrund eines Irrtums um ein paar Tage verschoben.

1
Als der entscheidende Tag kam, schickte Epios all seine Freunde weg, damit sie nicht in Gefahr gerieten. Seine Söhne wollten mitkämpfen, doch der Wolf beharrte, sodass auch sie wegzogen. Nur Artemis konnte er nicht verscheuchen, denn sie war zu entschlossen. Und hatte zudem ein gutes Argument: Der bevorstehende Kampf würde vor allem durch Hast und Reflex entschieden werden, wobei der Wolf wegen seines fehlenden Beines und dem ausgestochenen Auge benachteiligt sein würde. Damit lag es nur nahe, dass die Verantwortliche für eine seiner Behinderungen mit ihren eigenen zwei Augen einsprang. Somit fand sie auf seinem Rücken Platz und erwartete mit ihm in einem dichten Wald das Kommen von Vidar.
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Welcher auf einem prächtigen Ross dahergeritten kam und von Artemis’ Pfeilen überrascht wurde, denn mit ihrer Teilhabe an dem Kampf hatte er nicht gerechnet. Doch der Ase erwiderte sofort das Feuer mit seinem eigenen Bogen, womit sich ein Vierkampf entbrannte. Während Epios und das Ross versuchten, sich gegenseitig den Weg abzuschneiden, ohne sich selbst zu entblößen, lieferten sich Artemis und Vidar einen Austausch in Pfeilen. Wobei die Göttin nicht mit Fluchen geizte, während der Ase stoisch still blieb. Anfangs schien der Kampf ausbalanciert zu sein: Die mit ihrem kurzen Jagdbogen schnell feuernde Artemis traf zwar den Asen und sein Ross immer wieder einmal, doch Reiter und Pferd schüttelten den Schmerz einfach ab. Vidar hingegen hatte bislang mit seinen Langbogen den Wolf stets verfehlt und stattdessen Bäume getroffen. Normalerweise wäre seine Wahl an Waffen töricht, denn mit einen Langbogen jagte man eher auf weiten, freien Flächen. Doch jeder seiner Pfeile durchschlug mindestens zwei Bäume und entwurzelte den dritten, in dessen Stamm sie letztendlich zum Halt kamen. Es war offensichtlich, dass ein einzelner Treffer sich als fatal erweisen könnte. Und dass der Wald selbst keinen ausreichenden Schutz darstellte. Epios musste vorsichtig agieren, wenn er versuchte, Vidar oder sein Ross zu fassen zu bekommen. Was der Behufte durch rasches Ausschlagen zu kontern wusste.
3
Die fragile Balance des Kampfes wurde zerschmettert, als das Gift zu wirken begann. Epios spürte, wie er erlahmte, und er wurde langsamer. Gepaart mit der Verwirrung über den plötzlichen Kräfteverlust boten er und Artemis für einen kurzen Moment ein leichtes Ziel für Vidar. Sein Pfeil rauschte über Epios und donnerte in Artemis hinein, ihren rechten Arm mitsamt dem Bogen davonreißend. Die Wucht schleuderte sie vom Rücken des Wolfes und in den Wald hinein. Der Schreck ließ Epios sofort ihr hinterhereilen, Vidar den Rücken zuwendend. Kaum hatte der Wolf seine verwundete Gefährtin erreicht, da rammte ihn Vidars Ross in die Seite und warf ihn um. Ehe Epios sich erheben konnte, sprang der Ase vom Pferd und rammte seinen Schuh in den Unterkiefer, diesen einklemmend. Sofort versuchte der Wolf ihn von seinem Zahnfleisch herunterzuwerfen, doch der für diesen Moment geschaffene Schuh, angefertigt aus allen von den Sterblichen weggeworfenen Lederresten, saß so felsenfest wie ein Hinkelstein. Der sofort erfolgende Biss wurde von Vidar gekontert, indem er den Oberkiefer mit seinen beiden Händen packte und entgegendrückte. Somit begann der schicksalhafte Moment. So wie es vorhergesagt wurde, würde Vidar mit seiner enormen Kraft dem Fenriswolf das Maul entzweireißen. Und tatsächlich spürte Epios, wie sein geschwächter Muskel nachgab und sein Fleisch einriss.
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Doch Artemis scherte sich nicht um Prophezeiungen und sprang mit immer noch stark blutender Wunde von hinten auf den ringenden Vidar. Ihre Beine, gestärkt durch unzählige Läufe und Sprünge durch den Wald, umklammerten den Torso des Asen eisern. Mit ihrer verbliebenden Hand riss sie Vidar den Helm von Kopf und zückte dann ihr Jagdmesser. Ehe der Ase überhaupt reagieren konnte, rammte sie es mehrmals in seinen Hinterkopf. Ein verheerender Angriff, der einen Sterblichen oder schwächeren Gott sofort erledigt hätte. Und wenn sie auch nicht den zweitstärksten Gott von Asgard sofort tötete, so erweis der zugefügte Schmerz als heftig genug, sodass dieser von Epios abließ, um Artemis abzuschütteln. Einen zermalmenden Biss entging der Ase jedoch, da der Wolf fürchtete, ungewollt seine Gefährtin zu erwischen. Dies nutzte Vidar aus, um dem geschlossenen Maul einen heftigen Faustschlag zu verpassen, der den Wolf erneut umwarf. Dann packte er die Göttin der Jagd wie einen lästigen Käfer und warf sie gegen einen Baum. Er zog sein Schwert und wollte sie erschlagen, ehe sie sich erheben konnte. Artemis gelang es, sich seinem ersten Angriff aus dem Weg zu rollen und kam wieder auf die Füße. Doch sogleich erfolgte ein zweiter Schlag und auch wenn es ihr gelang, erneut auszuweichen, würde es Vidar gelingen, den dritten Schwung seiner Klinge in einen tödlichen Treffer zu lenken.
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Doch plötzlich wurde es stockdunkel im Wald, obwohl es mitten im Tag war. Unfähig seine Widersacherin zu sehen verfehlte Vidar erneut Artemis, dessen geschicktes Ausweichen er allein an ihren sanften Schritten auf dem weichen Waldboden erahnen konnte. Seine Ohren verrieten ihm als Nächstes, dass die Göttin zu dem Fenriswolf rannte und sich auf seinen Rücken schwang, worauf sie  sich von ihn entfernten. So blieb Vidar allein mit seinem Ross zurück, nicht verstehend, was vor sich ging. Seine Verwirrung wuchs, als es plötzlich wieder hell wurde. Aber auch nur auf dem Fleckchen, auf dem er stand, während der Wald drumherum weiterhin in tiefster Finsternis getaucht war. Als er zwischen den Kronen der Bäume hindurch aufblickte, wurde er zwar geblendet, doch für einen kurzen Moment konnte er sehen, dass eine Sonnenfinsternis am Himmel prangte.
6
Skalli und Hati mögen zwar den Befehl ihres Vaters, sich fernzuhalten, befolgt haben, doch dies bedeutete nicht, dass sie tatenlos bleiben mussten. Deshalb wandten sich die Brüder an ihre guten Freunden Sol und Mani und heckten mit ihnen einen Plan aus: Der Mondgott würde Epios und Artemis im Schatten seines Wagens verbergen, ohne aber die Strahlen vom Wagen seiner Schwester vollkommen zu blockieren. Somit konnte die Sonnengöttin ihr Licht hin zu Vidar lenken und ihn so nicht nur blenden, sondern auch offenbaren. Damit gaben die Brüder ihren Eltern eine neue Chance, welche diese beide mit ganzer verbleibender Kraft nutzen. Dank seines animalischen Wesens wusste Epios sich im Dunkel zurechtzufinden und konnte so seiner Gefährtin eine freie Schusslinie bieten.
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So dauerte es nicht lange, bis der geblendete Vidar von einem Pfeil in der Brust getroffen wurde, gerade als er sich auf sein Ross erhob. Trotz fehlender Sicht trieb er sein Pferd an, um kein einfaches Ziel darzustellen. Er verstand nicht, wer ihn beschoss, denn Artemis mit ihrem verbliebenden Arm konnte es nicht. Zumindest dachte er das, doch während sein Pferd durch den Wald torkelte, ständig gegen seine Stamm prallend, konnte er für einen kurzen Moment im Zwielicht seine Kontrahenten sehen. Zu rasch, als dass er einen gezielten Schuss mit seinem Langbogen abfeuern konnte, sodass der Pfeil einmal wieder nur den Wald um ein paar Bäume beraubte. Doch zumindest konnte er sehen, wer ihn beschoss: Es war tatsächlich Artemis, die im wahrsten Sinne des Wortes verbissen die Pfeile einlegte und die Sehne spannte, während ihr Fuß den Bogen hielt.
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Ab diesen Punkt wussten beide Seiten, dass der Kampf entschieden war. Es war für Vidar unmöglich, seine Feinde zu treffen, wenn sie sich in totaler Finsternis verbargen, während er selbst paradoxerweise geblendet wurde. So bohrte sich ein Pfeil nach den anderen durch seine Rüstung in seinen Leib hinein. Bis der letzte sich zwischen seine Augen bohrte. Selbst ein so tödlicher Treffer erwies sich nicht als genug, um den Asen zu beenden, doch er warf ihn vom Ross und ließ sich ihn wie ein Wurm hilflos am Boden winden. Sofort brach Epios aus dem Wald heraus. Zwar versuchte Vidars treues Ross ihn zu verteidigen, doch es wurde von plötzlicher Finsternis überrascht, sodass der Wolf es mühelos zur Seite stoßen konnte. Schon hatte der Wolf den wehrlosen Vidar mit seinem Maul gepackt, entschlossen, den Asen zu entzweien.
9
Da rief das komische Männchen zum Halt, plötzlich neben den Wolf erscheinend. Tatsächlich hielt Epios auch inne, denn er wusste schon seit langen, wer das komische Männchen war: sein Vater Loki. Zwar traute er seinem Vater trotz ihrer Blutbande nicht sehr, denn dieser war schließlich als Trickser bekannt. Doch völlig gleich waren dessen Worte dem Wolf auch nicht, sodass er mit seinen großen Ohren horchte. Dass Loki zudem den verlorenen Arm seiner Gefährtin hielt, gab diesem „Halt!“ besonders viel Gewicht. Und tatsächlich bot er zuerst an, dass er den Arm wieder festnähen könnte. Dies sollte man am besten machen, solange er noch frisch war. Artemis zögerte, dem Trickser nicht trauend. Doch Epios ermutigte sie dazu und drohte seinem Vater mit vollem Maul, dass, wenn er etwas Schräges versuchte, er es bereuen würde. In Magen des Wolfes wäre genug Platz für zwei Göttern. Loki schmunzelte nur und zückte sogleich Nadel und Faden.
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Fröhlich in Artemis’ Fleisch stechend begann Loki, seinem gepelzten Sohn und Vidar einen Vorschlag zu unterbreiten: Sie sollten Frieden schließen. Dies wurde sowohl von dem Wolf als auch von dem sich in seinem Maul windenden Asen heftig abgelehnt, doch der Trickser sprach unbeirrt weiter. Es war ersichtlich, dass Vidar niemals Epios besiegen würde, nicht solange er so starke Freunde und Familie hinter sich hatte. Doch konnte sich dagegen der Wolf gegen ganz Asgard behaupten, welche ihn jagen würde, sollte er einen von ihnen töten? Dies ließ Epios nachdenklich werden, denn er wollte, dass man ihn und seine Familie einfach in Ruhe ließ. Vidar hingegen beharrte, dass er nicht ruhen würde, bis der Fenriswolf, der Mörder seines Vaters, erledigt sein würde. Epios widersprach dieser Anklage auf Heftigste, wobei seine Zähne sich etwas tiefer ins Asenfleisch bohrten.
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Bevor die Situation ganz uzumkippen konnte, kam jemand weiteres hinzu. Diesmal war es Hermes, der mit seinen geflügelten Schuhen daher geflitzt kam und Vidar mitteilte, dass sein Handeln hier im hellenischen Reich nicht weiter von den Göttern des Olymps gedulden wurde, da er seine Hand gegen einen der ihren erhoben hatte. Dies entlockte dem vollen Maul des Wolfes ein verächtliches Lachen, denn er war sich sicher, wer ihn das Gift verabreicht hatte, welches ihn noch immer schwächte. Hermes gab sich ahnungslos und wagte gar zu sagen, dass der Olymp nur das Beste will für Artemis. Und für ihren Ehemann sowie ihren Söhnen. Während Epios dies für einen schlechten Scherz hielt, so machte es aber zumindest Vidar nachdenklich, denn so sehr er sich danach sehnte, dem Fenriswolf das Maul zu zerreißen, so wusste er auch, dass Asgard in diesen schweren Zeiten sich keinen Krieg mit dem Olymp leisten konnte. Somit ging er letztendlich auf Lokis Vorschlag ein. Nach vielem guten Zureden durch Artemis, die nun ebenfalls den Wert in der Idee sah, entließ Epios widerwillig den Asen und handelte mit ihm einen Frieden aus, auf den die beiden einen Schwur leisteten.
Somit war der Kampf beendet und der geschlagene Vidar kehrte heim, während das siegreiche Paar heimkehrte, zu dem Jubel und Erleichterung ihrer Söhne und Freunde. Ein wochenlanges Fest wurde abgehalten, voller Lachen und Gezechter. Vor allem Loki mit seinen zauberhaften Tricksereien wusste die Menge zu unterhalten und für Epios stellte es eine Zeit dar, in der er zum ersten Mal wahrhaftig sorglos sein konnte. Zumindest für eine kleine Weile, bevor Artemis bemerkte, dass er schwermütig wurde. Als Loki ihn dann auch noch anbot, mit in den Norden zu kommen, nahm er es zu ihrer Überraschung an. Epios erklärte ihr, dass er nicht mehr seine Schuld ignorieren konnte gegenüber den Sterblichen, denen er einst geschadet hatte, so wie er es ihr erzählt hatte. Zuvor hatte er wegen der Gefahr, die von Vidar ausging, einen Grund gehabt, es zu ignorieren. Doch nun gab es keine Ausrede mehr: Er musste gehen und versuchen, Wiedergutmachung zu leisten, ganz gleich wie schwer und unmöglich dies sein würde. Artemis verstand, bestand aber auch darauf, dass sie mitkam. Schließlich hatte er ihr geholfen, ihre Schuld abzutragen. Dies war genau das, was Epios sich erhoffte. Auch Skalli und Hatu wollten mitkommen, denn sie wollten die Ursprungslanden ihres Vaters sehen. Zudem waren sie von ihrem Großvater fasziniert und wollten von ihm lernen. Dies behagte zwar ihren Eltern überhaupt nicht, doch sie würden ihre Söhne nicht daran hindern, ihren eigenen Weg zu gehen.
So brach die ganze Familie auf, hoch in den Norden, wo sie unzählige Abenteuer erleben würden. Viele der Nordlinge würden immer noch versuchen, den Fenriswolf zu erlegen, während andere hingegen ihm vergeben konnten, nachdem er ihnen ein Wergeld zahlte oder ableistete. In dieser Zeit würde Epios viele eigenartige Dinge sehen und sein Instinkt würde ihn warnen, dass etwas nicht mit rechten Dinge vor sich ging.

Damit findet diese Geschichte ihr Ende. Eine neue wird am 02. Februar 2024 ihren Anfang haben.

Admin - 16:03:47 @ Mythen, nordische Kultur, hellenische Kultur | Kommentar hinzufügen