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2025-02-28

Schulbesuch im Naturkundemuseum - Kapitel 2 - Teil 1

Schulbesuch im Naturkundemuseum der Akademie der Ewigen Magie – Kapitel 2
1
„Bestimmt habt ihr euch bereits gefragt, was die Dinosaurier, einst die unangefochtenen Herrscher Gaias, vom Thron gestoßen haben könnte“, begann Siegfried seine Führung, indem er die Schülerschaft durch den Flur führte, der die Halle der Kreidezeit mit der verband, in welcher das folgende Zeitalter ausgestellt wurde. „Warum nur eine Handvoll Spezies in der Gestalt geschuppter Drachen und gefiederter Vögel bis in unsere Zeit, die der Menschen, überdauert haben.“ Er blieb stehen und deutete auf die erste künstlerische Darstellung, die an der linken Wand hing und von dem durch die großen Fenster der rechten Wand einfallenden Licht ausgeleuchtet wurde. Ansichtig wurden die Kinder eines sehr deprimierenden Bildes: Eine karge Landschaft mit ausgedorrtem Boden und wenigen knorrigen Bäumen, die einsam zwischen den umgefallenen und zerfallenen Stämmen ihrer Brüder standen, heimgesucht von den hungernden Dinosauriern, die verzweifelt um die allerletzte Nahrung kämpften. Eine sicher nicht wissenschaftlich korrekte, aber dafür künstlerisch sehr deutliche Versinnbildlichung stellte ein Tyrannosaurus Rex dar, der einen Brontosaurus in den Hals biss, während dieser verzweifelt seinen langen Hals streckte, um ein letztes Blatt von einer Baumkrone zu fressen. Wobei dies schon allein deshalb nicht möglich gewesen wäre, weil letzterer in der Jurazeit lebte, also einem Vertreter der Kreidezeit nicht über den Weg hätte stampfen können. Über dies hatte sich Petrus zuvor aufgeregt und dieser hatte auch nicht viel dafür übrig, dass seine Geliebte Brigit es auf eine traurige Art und Weise schön fand, so wie es den Hauch des Endes einfing. Siegfried hingegen hielt es mehr für einen kraftvollen Ausdruck des Überlebenskampfes, geführt bis zum bitteren Ende.
2
„Manche Forscher glauben, dass die Dinosaurier einfach zu mächtig waren. Sich so sehr vermehrten, dass sie schlichtweg die Dschungel auffraßen, in denen sie hausten. Andere hingegen halten eine gewaltige Naturkatastrophe für den Übeltäter.“ Siegried deutete auf weitere Bilder und erklärte sie nacheinander. Auf dem einen verdunkelte die Asche ausbrechender Vulkane im Hintergrund den Himmel, während im Vordergrund die Lava die Lande mitsamt Fauna und Flora verschlang. Wieder musste ein armer Brontosaurus als anschauliche Beispiel dienen, diesmal mit seinem Leib vollkommen in Lava versunken, sodass nur sein langer Hals herausragte. Dieser brannte lichterloh, die Flammen sich gierig hoch zu dem brüllenden Kopf fressend. Auch wenn diese Brandverletzungen glücklicherweise nur in einem stilisierten Stil präsentiert war, so stellte es ein heftiges Bildnis dar, welches nicht nur vielen der Schüler, sondern auch dem Lehrer sichtlich ein Grausen über den Rücken jagte. Siegfried war es bei den vorherigen oberflächigen Betrachtungen der Wandbilder hier zuvor nicht aufgefallen, doch als er das dritte Bild erläuterte, musste er sich fragen, ob die Künstlerin, deren Name unter den Bildern stand, irgendeine Abneigung gegenüber dem Brontosaurus hegte. Denn diesmal stand einer steif gefroren in einer tief verschneiten Landschaft, riesige Eiszapfen von seinem Hals herabhängen habend. Auf den ersten Blick schien das vierte Bild keinen armen Brontosaurus unter den Dinosauriern zu haben, die verzweifelt sich auf das verbliebene Land kämpften, weg von der anrollenden Flut. Dann aber bemerkte Siegfried, dass im Hintergrund, wo bereits alles untergangen war, der Kopf eines Brontosaurus aus dem Wasser ragte. Jener sah diesmal überraschend resigniert aus, so als hätte er sich mit der Patsche abgefunden, in der er ganz tief stand.
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„Noch können wir nicht mit Gewissheit sagen, was wirklich den Dinosauriern widerfahren ist …“, schloss Siegfried seine Erklärungen ab. „… doch die heute gängige Lehrmeinung ist, dass vermutlich all diese Szenarien zusammen geschehen sind, ausgelöst von einem einzelnen Auslöser: dem Herausbrechen der Magie.“ Mit diesen Worten tritt die Klasse vor das letzte Wandgemälde, welches diesmal keine sterbenden Dinosaurier zeigte. Stattdessen standen sie inmitten einer weiten Graslandschaft, erschrocken ihre formenreichen Köpfe in die Richtung hebend, in der in der Ferne die grünleuchtende Fontäne einer Quelle hervorbrach. „Ich überrasche euch sicher, wenn …“, wollte Siegfried gerade etwas Entscheidendes enthüllen, doch auf einmal musste er losprusten und brauchten ein Moment, um seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. „Herr Goldschmitt, was erheitert Sie denn so sehr?“, wollte Professor Müllziege wissen, so überrascht wie die Schüler hineinblickend. „Nichts“, versicherte der Katermann, während seine Ohren immer noch flatterten. „Habe nur etwas in den Hals bekommen.“ Dies war natürlich glatt gelogen. In Wahrheit hatte er gerade eine winzige Gestalt hoch im gemalten Himmel bemerkt. Da sie nicht größer als sein ausfahrbarer Fingernagel war, konnte man sie leicht übersehen und man erkannte auch nicht sofort, was sie darstellte. Doch Siegfried hegte nun den Verdacht, dass es sich um einen Brontosaurus handelte, der zur falschen Zeit auf den falschen Fleck gestanden hatte. Nun sollte es gewiss sein, dass die Künstlerin etwas gegen Brontosaurier hatte.
4
„Euch wird sicher der Gedanke überraschen, dass unsere Welt nicht immer so sehr mit magischen Energien erfüllt war wie heute“, setzte Siegfried zum zweiten Mal an. „Und dass das Wasser von magischen Quellen wie der unseren hier in Vitrotis vielleicht nicht seit Anbeginn der Zeit sich hoch in den Himmel drehte.“ Damit traf er ins Schwarze, wie das erstaunte Raunen der Klasse es bestätigte. Allerdings glich dies auch einem einfachen Schuss, denn diese Theorie, die er ihnen gleich erläutern würde, nahm erst in den letzten Jahren konkrete Gestalt in der Wissenschaft an, sodass ihr Fehlen im schulischen Lehrplan nicht weiter verwunderlich war. „Ihr hört richtig“, sprach Siegfried weiter. „Magie war nicht immer so präsent wie heute. Etwas schwer zu glauben, nicht wahr?“ Diesmal ein zustimmendes Raunen. „Sicher fragt ihr euch auch, wie wir das wissen können“, lehrte Siegfried weiter. „Nun, meine Mitstudentin hatte es bereits zuvor angedeutet: Während man in Fossilien aus der Kreidezeit bis auf Ausnahmen wie dem Spinosaurus kein Magirium findet, so steckt eine ungeheure Menge in jenen der folgenden Zeit, sodass sie allesamt leuchten. Das gilt auch für die gesamte Erdschicht, in der man sie findet. Deshalb will man auch dieses Erdzeitalter bald Magizeit nennen.“ „Bald nennen?“, wunderte sich das Fuchsmädchen, worauf der goldene Katermann nickte: „Noch heißt es offiziell Paläozän, denn die ersten Forscher erahnten noch nicht die Wichtigkeit hinter diesem Leuchten. Meine Mitstudentin hat sich damit streng genommen vorhin versprochen. Also achtet gut darauf, dass ihr im Test nicht den falschen Namen eintragt.“ Nicht wenige der Jungen und Mädchen stöhnten bei der Nennung des Albtraumes jedes unvorbereiteten Schülers auf, doch ihr Lehrer versprach sogleich Linderung: „Sorgt euch nicht, meine Schüler. Ich werde niemanden für eine quasi korrekte Antwort Punkte abziehen.“ „Die Götter segnen Sie, Herr Eisenwächter“, stieß ein blauschuppiger Echsenjunge aus. „Magizeit ist wesentlich leichter zu merken als Palä-sonstwas.“
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Nachdem das erleichterte Kinderlachen verklang, fragte Siegfried sogleich: „Kann einer von euch mir die Anomalien des Wassers nennen?“ Ratlose Gesichter vermehrten sich in der Gruppe von Kindern, bis der Lehrer sich räusperte: „Mit Anomalie meint der gute Herr hier Absonderlichkeiten. Wir hatten es erst vor kurzen in Naturkunde durchgenommen.“ Sich entfaltende Erinnerungen breiteten sich auf den kindlichen Mienen aus und sogleich schnellten mehre Händen hoch. Siegfried nahm einen blondgelockten Jungen dran, welche aufsagte: „Wasser ist das einzige Element, ähm nein, Stoff, welcher beim Gefrieren sich ausdehnt und nicht schrumpft wie andere. Oh, und es ist auch das einzige Feste, welches von Magie vervielfältigt werden kann.“ „Das ist korrekt“, benickte der Katermann. „Es ist auch genau diese magische Vervielfältigung, im Volksmund auch einfach Streckung genannt, welche vor Millionen von Jahren das Antlitz Gaias umformte.“ Er deutete auf das Wandbild mit der herausbrechenden Quelle. „Die urzeitlichen Landen wurden damals nicht nur wegen den aus der Erde herausbrechenden Wassern überschwemmt, die Meere selbst streckten sich sozusagen über die Küsten hinweg.“ Er schritt den Gang weiter entlang, die Schüler sich hinterherwinkend: „Das Wasser kam und blieb, die Urwälder der Dinosaurier ertranken und an ihrer Stelle entstanden weite Sümpfe, Moore und Dampftiefen. Wo einst fester Boden gewaltigen Füßen Halt gab, drohte nun überall der nasse Tod. Und während die Säugetiere freigewordene Nischen durch das Lernen des Schwimmens für sich eroberten, begannen neue Giganten über die sumpfigen Lande auf eine ganz andere Art und Weise zu wuchten.“

Der nächste Teil der Geschichte wird in zwei Wochen, am 14. März 2025, veröffentlicht.

Admin - 08:56:24 @ Naturkunde, Erzählung | Kommentar hinzufügen

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